WAS: 10×50, 90/1250, 450D, Kamerastativ
WO: Kiel-Mettenhof
WANN: 24.07.2014, 1:30-3:00
Gestern war ich um 2 Uhr spontan trotz weißer Sommernächte kurz auf dem Hügel einen Steinwurf hinter der Stadt.
Für ca. 8 Minuten Fußweg ist der Unterschied zu Balkonien schon enorm:
Während die Milchstraße und einige Sternbilder von Zuhause aus aufgrund Straßenlaternen nur gerade so sichtbar sind, so zeichnet sich die Sommermilchstraße schwach aber bis runter zum Horizont ab.
Auch Deepsky-Objekte sind im Teleskop abseits des direkten Stadtlichts viel deutlicher zu erkennen, so ist der Hantelnebel vom Balkon aus selbst mit 5″ nicht so deutlich wie dort mit 3.5″.
Da es schnell gehen sollte habe ich nur einen kleinen Rucksack mit Buch (Vizi) und Sternbildfiebel, 10×50 Auriol-Billigfernglas, Canon 450d und 90mm Maksutov-Teleskop beladen, days noch das 20mm Erfle und die 6mm Goldkannte für Doppelsterne.
Das alte Kamerastativ und Sitzpad trug ich in der Hand, die dimmbare Rotlichtlampe griffbereit.
Ein altes Fahrrad liegt nach einem halben Jahr immer noch auf dem Weg zum Beobachtungsplatz, mittlerweile hat aber wohl jemand die Räder adoptiert.
Zunächst wollte ich testen was mit der älteren Spiegelreflexkamera 450d vom Stativ aus geht. Den Fernauslöser hatte ich leider vergessen, und auch wäre ein weniger weit ausgefahrenes Stativ im Nachhinein sinnvoller gewesen, aber trotzdem konnte ich zumindest ein paar Schnappschüsse machen. Mit ISO 1600 sind die Bilder schon recht verrauscht, vielleicht besser dass die 450d nicht mehr kann.
Als erstes schoss ich ein paar Aufnahmen der Milchstraße gen Süden, selbst bei 18mm wandern die Sterne jedoch bei 30 Sekunden schon sichtbar, was aber durch das wackelnde Stativ gut kaschiert wird 😉
Mit der Rotlichtlampe kam ich auf die Idee, doch mal Lichtspuraufnahmen zu machen. Die Versuche klappten auf Anhieb, allerdings beschloss ich das Ganze mal mit Fernsteuerung und mehr Zeit zu wiederholen. Denn in einer Stunde würde es schon wieder heller werden…
Man merkt sehr eindrucksvoll bei den Einzelaufnahmen wie schnell der Himmel weiterzuwandern scheint;
(Hatte kein Grafikprogramm am Tablet)
Weiter ging es mit der Kamera.
Kugelsternhaufen M13 im Herkules,
Wieder der Kleiderbügel in der Milchstraße um Deneb,
…und ein paar Satelliten waren einige der Objekte, die sich trotz der Bedingungen erahnen ließen.
Schon spannend was ohne Nachführung geht. Meist blieb es bei 18/29mm Aufnahmen, da ich nicht ständig via Liveview scharf stellen wollte. Die gänzlich verwackelten Aufnahmen habe ich nicht hochgeladen, auch wenn sich dort z.T. mehr Objekte entdecken lassen.
Nicht festgehalten habe ich einen extrem hellen Iridium-Flare der nur eine Sekunde anhielt, aber ich war schnell und gerade am Maksutov, so konnte ich den Satellit noch einige Sekunden verfolgen. Auch zwei Sternschnuppen sah ich, aber die Perseiden stehen ja auch vor der Tür.
Während der Langzeitaufnahmen griff ich zum Fernglas. Momentan grübele ich zwar, ob ich endlich mal ein besseres, kleineres Fernglas kaufen soll, aber trotzdem war es angenehm ein wenig über die dunkleren Regionen des Himmels zu schweifen. Zwar waren die Sternhaufen nicht so schön wie am dunklen Winterhimmel, und auch M81/M82 sah ich nur indirekt, aber die Andromedagalaxie schwebte wie eh und je am Himmel. Ich sah ihr noch ein wenig dabei zu, wie sie auf unsere Milchstraße zuraßt, beschloss aber, dass das noch ein Weilchen dauern würde und genug Zeit bliebe, das neue Maksutov mal unter etwas besseren Bedingungen auszuprobieren. Zwar habe ich ja Nutzungsrecht auf das 4″ meiner bessern Hälfte, doch das kleine war sehr günstig und lässt im Rucksack wirklich Platz für andere Dinge.
Mit dem 20mm 70° ist das Feld an 1250mm Brennweite wirklich klein, schnell vermisste ich mein Heritage 130p, dass im Schrank wartete. Trotzdem fand ich nach etwas rumeiern mit dem Leuchtpunktsucher alle Objekte schnell. Hat man sie einmal gefunden, geht es ohne Karten. Nur M27 musste ich ein wenig durch schwenken suchen, da traf ich nicht auf Anhieb.
Trotz kleiner Öffnung war der Hantelnebel hell und leicht geformt, der Ringnebel am hellen Himmel nur gerade so als Ring zu erkennen, wirkte verwaschen und mittig nur leicht dunkler.
Beide Objekte waren mit 6mm eindeutig zu stark vergrößert aber sichtbar, der irgendwo dazwischenliegende Doppelstern Albireo im Schwan hingegen sah in beiden Okularen toll aus. Der Farbkontrast der blauen und gelben Sterne, ganz ohne dicke Spikes wie am Heritage, war schön anzusehen.
Dann schwenkte ich zur anderen Himmelsseite und fand Andromeda, nett anzusehen aber nicht eindrucksvoller als im Fernglas.
Das kleine Büchlein aus dem Kosmosverlag, dass ich dabei hatte, dient zur Orientierung mit Rotlichtlampe wenig. Des Nachts viel zu klein, schlecht strukturiert. Als Lektüre bei normalem Licht aber ganz nett, kostet wenig und kann man sicher mal verschenken.
Eine drehbare Sternkarte bzw. größerer Ausdruck zum aktuellen Himmel bringt einfach mehr.
Zurück zu Herkules fand ich dann noch einen kleinen verwaschenen M13, der nur indirekt ein bisschen Körnung zeigte, aber weitaus deutlicher als im 10x Fernglas war.
Auch die Galaxien M81/82 und M51 verschwanden im Mix aus Sommerhimmel und Stadlichtglocke, und h&chi litten unter dem kleinen Gesichtsfeld.
Mit 5 Zoll geht es einfach erst los, und mit 650mm Brennweite kann man einfach größere Bereiche überblicken.
Andromeda war nicht besser als im Fernglas, aber das ist ja meist so.
Gegen 3 Uhr zogen Schleierwolken auf. Diese machen zwar auf den Langzeitbelichtungen schöne Streifen aus dem Stadtlicht, aber als dann auch die Milchstraße hinter dicken Wolkenschwaden unterging, war es Zeit für den Heimweg.
Es war schön mit solch leichtem Gepäck loszuziehen. So schnell alles Aufgebaut war, so schnell verschwand es auch wieder im Rucksack.
Insgesamt eine unspektakuläre aber schöne Beobachtungsnacht. Auch alte Bekannte zu beobachten macht immer wieder Spaß, und ist ganz Nett um einfach mal vom Alltag abzuschalten.
Auf dem Nachhauseweg thronte des Bärens große Suppenkelle über den Hochhäusern und Wohnblocks und Leuchte mir den Heimweg.
Warum es über 20 Jahre dauerte, dass ich dieses Hobby für mich entdeckte, steht in den Sternen. Aber lieber spät als nie, wie man so schön sagt.